Die Vico SF/TF Serie ist (zum Zeitpunkt dieses Artikels) aufgrund Ihres auf Betriebsstabilität ausgelegtes Gesamtkonzept recht erfolgreich. Auch die vergleichsweise gute Videoqualität trägt ihren Anteil am Erfolg bei. Anstelle von Akkus werden Hochkapazitätskondensatoren verwendet. Da die Beschränkung der Betriebstemperatur des Akku (meist 0-40°C) entfällt, arbeiten die Vico SF/TF Modelle vor allem im Sommer bei höheren Temperaturen deutlich stabiler und ausfallfreier, als viele andere Autokameras auf dem Markt.

Allerdings wünschen sich viele Kunden eine Verkleinerung der Gehäusemaße und eine höhere Speicherkapazität. Die nächste Generation der VicoVation Dashcams – die Vico Marcus Serie – soll genau das bieten. Das Gehäuse wurde von der Größe halbiert und die Speicherkapazität auf 64GB verdoppelt.

Den Anfang der neuen Geräte Generation macht die Vico Marcus 1, welche gleichzeitig das Einstiegsmodell der neuen Serie darstellt. Die Vico Marcus 1 ist zwar noch nicht in Deutschland erhältlich, jedoch konnte ich mir eines der wenigen Vorverkauf-Testmuster sichern.

Herkunft des Testmusters

Die Herkunft der hier vorab getesteten Vico-Marcus 1 Dashcam ist Taiwan. Kurz nach der CES 2014 habe ich mir diese Autokamera durch einen in Taiwan lebenden Kollegen senden lassen. Es handelt sich um eines der wenigen 500 Vorverkaufsgeräte von VicoVation Taiwan. Die Menüführung ist bei diesem Modell nur in Taiwanesisch, Chinesisch und Englisch verfügbar.

In Deutschland soll die Vico-Marcus 1 erst ab März 2014 erscheinen. Dann jedoch mit deutscher Sprache und vollem Support von VicoVation Deutschland.

Das vorliegende Taiwan-Modell konnte ich nun knapp 1 Woche im Berliner Berufsverkehr testen.

Design & Ausstattung – Was ist neu?

Die Marcus 1 ist das funktional kleinste Gerät der neuen VicoVation “Marcus” Autokamera-Baureihe. Die optisch auffälligste Neuerung ist die neue “1-Click!” Halterung mit dem 52mm Gewinde für CPL-Filteraufsätze, sowie die deutlich geringere Größe.

52mm Gewinde für CPL-Filter-Aufsätze

Ein Novum im Bereich der Autokameras ist die Möglichkeit einen Farbfilter vor die Linse zu montieren. Sinnvoll scheint zunächst der Einsatz eines Polarisationsfilters, der Spiegelungen und Reflektionen mindert. So können z.B. Gesichter hinter sonst glänzenden Autoscheiben entgegenkommender Fahrzeuge besser erkannt werden. Das Gewinde ist sauber verarbeitet und entgratet, sodass sich ein Filter aus meiner Spiegelreflex-Ausrüstung sehr einfach montieren ließ.

Allerdings habe ich im Alltag alle Tests ohne Filter durchgeführt. Die Fotografen und Videospezialisten unter uns wissen, dass zusätzliche optische Filter Licht schlucken. Vor allem bei Nachtaufnahmen kann dies auch kontraproduktiv sein. Einen ausführlichen Test des Einsatzes von Filter-Linsen reiche ich gern nach.

Klein aber fein

Die Maße sind jetzt ungefähr mit einer Zigarettenschachtel vergleichbar – sogar auch etwas kleiner. Das Gehäuse der Marcus 1 ist deutlich handlicher und kleiner ausgefallen, als noch bei den Vorgängermodellen “SF2″ und “TF2″. Nahezu die komplette Rückseite wird von einer Displayscheibe eingenommen. Selbst die Tasten sind in das Glas eingelassen. Insgesamt wirkt das Design recht edel und wertig.

Die Tasten sind jedoch während der Fahrt aufgrund der Größe nicht so leicht zu bedienen. Ein Grund, eine Bedienung während der Fahrt vorzunehmen, besteht in der Regel jedoch nicht. Die Vico muss nicht einmal manuell ein- und ausgeschaltet werden. Dies passiert automatisch mit der Zündung.

Display Anzeige

Der Monitor ist mit 2 Zoll eher winzig, jedoch leuchtstark und auch bei starkem Sonnenlicht noch gut ablesbar. Die Menüführung ist eher einfach gehalten. Ein Urteil zur Bedienbarkeit kann jedoch erst mit dem Erscheinen der deutschen Version gefällt werden. Auffällig ist, dass bei sehr tiefen Temperaturen (Winterzeit, morgens) die Bewegungen auf dem Display matschig und schlierenhaft wirken. Dies hängt wohl mit der Trägheit der Display-Kristalle bei sehr niedrigen Temperaturen zusammen. Nach ein paar Kilometern, wenn sich das Fahrzeuginnere etwas aufgewärmt hat, ist die Anzeige wieder scharf. Die Aufnahmen sind jedoch davon nicht beeinflusst.

Hinweis: Das Display zweier parallel genutzter Rollei DVR-110 und a-rival CarCam schaltete am winterlichen frühen Morgen bei Fahrtbeginn gar nicht erst ein. Erst nach einigen Kilometern und aufgewärmten Innenraum konnten diese beiden Dashcams in Betrieb genommen werden.

Montage

Die Montage “hinter” dem Rückspiegel gelang mühelos. Zunächst wird die 1Click-Halteschale mittels Kugelgelenk mit der Saugnapf-Halterung verbunden. Eine leichtgängige Stellschraube dient zu fixieren. Anschließend wird die Vico-Marcus 1 in die Halteschale eingeklickt. Alternativ kann auch die beiliegende (sehr platzsparende) Klebehalterung mit dem Kugelgelenk der Halteschale verbunden werden.

Die Vico-Marcus 1 kann auch ohne 1Click-halteschalte mit der Saugnapf- oder Klebehalterung an der Frontscheibe fixiert werden, jedoch mag ich die Möglichkeit, die Kamera jederzeit aus meinem Auto schnell und einfach entnehmen zu können. Das funktioniert mit der 1Click-Halterung wunderbar.

In meinem Fahrzeug habe ich bereits eine Stromversorgung mit Standard-miniUSB-Anschluss verlegt. Diese kann ebenfalls verwendet werden. Leider ist dies keine Selbstverständlichkeit, wie Tests von Dashcams anderer Hersteller belegen. Ein KfZ Ladekabel mit 4Metern Länge liegt dem Lieferumfang bei.

Anschlüsse

Die Anschlussvielfalt ist Vico-typisch auf das wesentliche reduziert:

  • Stromversorgung mit miniUSB (5V)
  • Slot für Speicherkarte
  • HDMI für Anschluss an das TV-Gerät
  • Buchse für GPS

Der HDMI Anschluss funktionierte an zwei FullHD TV von Toshiba und Sony während des Tests einwandfrei. Das sonst auf dem Geräte-Display angezeigte Bild wird auf TV-Bildschirmgröße hochskaliert. Dadurch wirkt das Menü riesig. Die Videos können auf diese Weise in einwandfreier Qualität betrachtet werden, ohne die Speicherkarte zu entnehmen.

Die inneren Werte

Welcher Video-Sensor und Chipsatz in der Vico-Marcus 1 zu Einsatz kommen, konnte ich bis dato nicht in Erfahrung bringen. Die Video-Qualität ist jedoch beachtlich – dazu später etwas mehr.

Zwei zum Test genutzte 32GB Speicherkarte von Intenso und Transcend funktionieren einwandfrei. Die Speicherkarte im microSDHC Format wird mittels Rückstell-Federmechanismus zuverlässig im Gehäuse gehalten.

Der Beschleunigungssensor kann bei einem Aufprall oder Unfall eine Notfall-Aufnahme einleiten. Die Sensibilität kann in drei Stufen justiert werden. Allerdings reagiert der G-Sensor bei eisigen Minustemperaturen etwas träge.

GPS optional

Nicht jeder Nutzer möchte eine Dashcam mit GPS Funktion. VicoVation hat dies schon bei der SF2 und TF2 Baureihe verstanden und hebt sich wohltuend von der Featureritis anderer Hersteller ab. Vor allem in Russland, dem bisher größten Markt für Dashcams, ist VicoVation stark vertreten und beliebt. Eine Dashcam mit GPS kann im Falle eines Unfalls gegen den Besitzer (siehe Geschwindigkeitsaufzeichnung) verwendet werden.

Daher ist GPS bei den neuen VicoVation Marcus nur optional erhältlich. Dies spart Kosten und senkt den Preis der Geräte. Wer eine Aufzeichnung von GPS Daten wünscht kann das separat erhältliche GPS-Modul an der Saugnapf-Halterung einklinken. Fortan, werden die GPS Daten, wie Geschwindigkeit und Koordinaten direkt im Video eingeblendet.

Einen Erfahrungsbericht zur genauen Funktionsweise und der erzielbaren GPS Genauigkeit bleibe ich bis zum Erscheinen der deutschen Version schuldig. Das GPS Modul ist leider nicht im Standard-Lieferumfang der Taiwan-Version enthalten.

Die Optik – das Linsensystem

Augenscheinlich kommt dasselbe 6G Linsensystem, wie auch bei der Vorgänger Modellreihe zum Einsatz. Die Optik besteht aus 6 einzelnen Glaslinsen. In dieser Preisklasse ist das nicht selbstverständlich – manche Cams werden mit Plastik-Linsen ausgeliefert, welche die optischen Fähigkeiten der Videosensoren negativ beeinflussen.

Das Linsensystem erzeugt eine Blende bzw. “Lichtdurchlässigkeit” von F/2.2. Das ist neutral betrachtet allenfalls Mittelmaß. Je geringer die Zahl hinter dem “F”, desto lichtstärker ist die Optik und kann den Videosensor auch bei weniger günstigen Lichtverhältnissen (z.B. Dunkelheit) besser unterstützen.

Allerdings spielen noch andere Faktoren, welche nicht so leicht in Zahlen zu fassen sind eine entscheidende Rolle für die Bildqualität. Als Beispiel ist hier die Verzeichnung (Unschärfen) und Vignettierung (Randabschattung) genannt. Beides ist für die verwendete Optik in der Vico kein Problem.

Der Blickwinkel von 140° in der Diagonale stellt einen sehr guten Kompromiss aus Breite der erfassten Szene und Detailauflösung dar. Die Übersicht ist für den normalen Straßenverkehr absolut ausreichend.

Video-Qualität

Bei der Qualität der aufgezeichneten Bilder ist die Vico-Marcus 1 über alle Zweifel erhaben. Sie topt bei der Detailauflösung und Schärfe sowohl bei Tag- als auch Nachtfahrten meine persönliche derzeitige Referenz – die “Vico-TF2 EZ”.

Bei der Beurteilung der Videoqualität sagen Bilder mehr als Worte. Daher sei an dieser Stelle auf zwei repräsentative Videos verlinkt. Zu beachten ist jedoch, dass die unten gezeigten Videos aufgrund der erneuten Kompression bei YouTube nicht genau die Originale-Schärfe wiedergeben können.

Zum Test der finalen deutschen Version der Vico-Marcus 1 werde ich eigene Testvideos auch in originaler Auflösung als unbearbeitete Dateien zur Verfügung stellen.

Tag-Aufnahme

Nacht-Aufnahme

Fazit

Die Marcus 1 von VicoVation ist eine sehr gelungene Weiterentwicklung der beliebten SF2 und TF2 Modellreihe. Vor allem wird nun die hervorragende Video-Qualität in einem kleineren Gehäuse mit einigen pfiffigen Details vereint.

Das Preis-/Leistungsverhältnis scheint angesichts der Vorbestell-Offerten einiger deutscher VicoVation Fachhändler sehr fair.

Zum Schluss noch ein kleiner Hinweis: Da sich meine Spiegelreflex Kamera noch im Nikon Wartungszenter befindet, habe ich mich zunächst für die Bebilderung bei offiziellen Fotos des Herstellers bedient. Selbsterständlich werden für den ausführlichen Gesamttest der Vico-Marcus 1 eigene Fotos erstellt.