Wenn ein Kennzeichen bei einer Dashcam-Aufzeichnung erkannt oder identifiziert werden soll, stellen sich zwei Fragen:

1. Unter welchen Bedingungen?
2. Auf welche Entfernung?

Diese Fragen der Identifizierbarkeit von Kennzeichen also nicht „nur“ von der Dashcam abhängt.

Lichtbedingungen

Bei Dunkelheit oder bei entgegen kommenden Fahrzeugen bei Nacht werden prinzipiell keine Kennzeichen erkennen werden können. Bei Dunkelheit und normaler Fahrzeugbeleuchtung kann ein Kennzeichen eines voraus fahrenden Fahrzeugs selbst bei sehr guten Dashcams nur erkannt werden, wenn es sich unmittelbar vor dem eigenen Fahrzeug befindet – also 2-4 Meter Abstand.

Bei hellem Tageslicht können bei höherwertigen Dashcams die mit hoher Auflösung (>FullHD) arbeiten Kennzeichen voraus fahrender Fahrzeuge unter idealen Bedingungen noch auf ca. 7-15m abgelesen werden.

Das identifizieren von Kennzeichen entgegen kommender Fahrtzeuge ist ungleich schwieriger, da die Bewegungsvektoren der sich bewegten Bildteile deutlich größer sind. Kennzeichen verschwimmen aufgrund der Bewegungsunschärfe.

Die Bewegungsunschärfe entsteht durch die Auslösezeit des Videosensors pro Videobild. Bei einer Auslösezeit von z.B. 1/1000 Sek. sind feine Bilddetails wie Kennzeichen theoretisch noch bei einer Geschwindigkeit bis ca. 100km/h identifizierbar. Bei einer Auslösezeit von 1/60 Sekunde können selbst bei 20km/h keine Kennzeichen mehr abgelesen werden. Die Auslösezeit pro Einzelbild der Videoaufnahme hängt von dem vorhanden Licht ab. Je heller das Umgebungslicht, desto schärfer sind „theoretisch“ die Videos. Ich betone bewusst das „theoretisch“.

Datenrate der Videoaufzeichnung

Eine weitere Limitierung ist die Datenrate und die Qualität des Videoencoders in der Dashcam für die Lesbarkeit von Kennzeichen. Ist der Bewegungsanteil im Video hoch, so wird auch eine hohe Videodatenrate benötigt, um möglichst viele Bilddetails speichern zu können.

Bei FullHD wird mit aktuellen höherwertigen Chipsätzen in der Regel ab ca. 15 MBit (H264) eine gute Videoqualität erreicht. Die benötigte Datenrate ist auch von der Qualität und Effizienz des Videoencoders abhängig, um eine gute Videoqualität zu erzeugen. Gut bedeutet jedoch nicht automatisch, dass Kennzeichen, wie oben beschrieben, in jedem Fall erkannt werden können. Höhere Auflösungen benötigen höhere Datenraten.

Bei XHD (z.B. 2304×1296 Pixel) werden Video auch bei größeren Bewegungsanteilen ab etwa 20MBit (H264) „gut“. Reicht die Videodatenrate nicht aus, werden die Bewegungen zusätzlich weichgezeichnet.

Häufig sind Videos mit hohem Bewegungsanteil (z.B. innerhalb einer belebten Stadt) mit Blockartefakten versehen, wenn die Datenrate nicht ausreicht um viele Bilddetails zu speichern. Es sind dann definitiv kein Kennzeichen oder andere feine Bilddetails erkennbar.

Die zur Verfügung stehende Videodatenrate bestimmt auch die Entfernung, bei der Kennzeichen noch erkannt werden können. Je weiter das Kennzeichen entfernt ist, desto höher muss die aufgezeichnete Detailqualität sein.

Qualität und Kalibrierung der Optik

Der dritte Punkt ist die Qualität und Kalibrierung der Optik. Eine hohe Qualität der Optik bzw. eine hohe Reinheit der optischen Materials im Objektiv erlaubt eine höhere physikalische Auflösung sowie eine größere Menge an Lichtstrahlen, welche zum Videosensor dringen.

Bei der Produktion von Dashcams muss die Optik entsprechend gut kalibriert werden, sodass der Fokus direkt auf dem Videosensor liegt. Aufgrund von Toleranzen bei der Produktion ist eine gute „optimale“ Kalibrierung jedoch nur selten. Es macht hier wohl eher Sinn, auf die Qualität eines namhaften Herstellers eher zu vertrauen, als auf ein möglichst „billig“ hergestelltes Produkt.

Je höher die Qualität der Optik und Kalibrierung ist, desto höher kann auch die Entfernung des zu identifizierenden Kennzeichens sein.

Die Qualität der Optik lässt sich jedoch für einen Laien leider nicht einschätzen. Auf die Aussagen des Herstellers ist kein Verlass. Hier sind unabhängige Testberichte eine gute Informationsquelle. Testberichte können jedoch nicht die Qualitätsstreuung bei der Produktion einer Dashcam beurteilen. Hier ist in der Regel Glück gefragt.

Fazit

Eine Garantie, dass selbst bei hochwertigen Dashcams in jedem Fall Kennzeichen anderer Verkehrsteilnehmer erkannt werden können gibt es nicht. Die Identifizierbarkeit ist allzu sehr von den Umgebungsbedingungen abhängig. Durch die Wahl einer hochwertigen Dashcam, welche unter den genannten Bedingungen vorbildliche Resultate liefert, ist jedoch die Wahrscheinlichkeit der Erkennung eines Kennzeichen wesentlich höher.