In nahezu jedem Angebot werden Dashcams mit einer hohen Auflösung und perfekter Nachtsichtqualität beworben. Doch was ist dran? Nicht selten geht der Mundwinkel vieler Nutzer beim ersten Sichten der Videos der neuen Dashcam nach unten. Wo ist nun die hohe versprochene Videoqualität?

Welche Merkmale einer Dashcam beeinflussen die Videoqualität? Es ist weit mehr als die pure Videoauflösung.

Werbung mit hoher Video-Auflösung?

Was ist dran an der Werbung mit hoher Videoauflösung? Eine hohe Videoauflösung wie FullHD (1920 x 1080 Pixel) sagt rein gar nichts über die Qualität der aufgezeichneten Videos aus.

Diese schlechte Qualität kann doch gar nicht sein? … Das Video hat doch FullHD-Auflösung?

Die Auflösung beziffert nur die Anzahl der Pixel im Video, ist jedoch kein Maß für die enthaltenen Bilddetails.

Kein Vergleich mit hochwertigen Camcordern

Es darf nicht erwartet werden, dass eine Videoqualität wie im Kino oder wie mit einem 1000EUR Camcorder erreicht wird. Dazu sind die Objektive qualitativ nicht ausreichend und zu winzig. Ebenso sind die Datenraten einer Dashcam mit ca. 14-21MBit nicht ausreichend, um FullHD oder gar XHD Video in bestmöglicher Qualität bei viel Bewegung in der Szene zu schreiben. Der Video-Encoder in Dashcams ist eher auf niedrigen Energieverbrauch, als auf bestmöglich Videoqualität getrimmt.

Meine Qualitätsreferenz bei den FullHD-Camcordern ist der Panasonic X-929, welcher für eine sehr gute FullHD Videoqualität jedoch ca. 29MBit/s benötigt und einen qualitativ sehr guten Video-Encoder an Board hat. Obwohl die maximale Auflösung „nur“ FullHD ist, übertrifft die Videoqualität die der meisten Dashcams mit XHD oder 4K Auflösung. Leider ist der X-929 nicht als Dashcam geeignet: zu groß, zu geringer Blickwinkel, zu teuer.

Faktoren für die Videoqualität

Zusammengefasst sind folgende Einflussfaktoren für die Videoqualität einer Dashcam verantwortlich:

  • Video-Sensor
    • Lichtempfindlichkeit
    • Signal/Rauschverhältnis
    • Auflösung
    • HDR Fähigkeit
  • Optik / Objektiv
    • Material Reinheit & Lichtdurchlässigkeit ( z.B. optisches Glas oder Plastik)
    • Blickwinkel
    • Verzeichnung
    • Vignettierung
    • Verzerrung
  • Video-Kompressionsalgorithmus
    • z.B. H264 (aktuell), MJPEG / Motion JPEG (Veraltet)
  • Video-Datenrate
    • abhängig von Blickwinkel, Auflösung, Bewegungsintensität, Kompressionsalgorithmus
    • z.Bsp. ab 14 MBit/Sek mit H264 bei FullHD ist i.d.R akzeptabel
    • z.Bsp. ab 6 MBit/Sek. mit H264 bei HD ist i.d.R akzeptabel
  • Videoprozessor / Videoaufbereitung
    • WDR, HDR und Qualität der jeweils genutzten Algorithmen
    • DeFish, Fishaugeneffekt reduzieren
  • Firmware
    • Zusammenspiel und Steuerung aller Komponenten
    • z.B. Ansteuerung des Videosensors
    • z.B. Definition von Tonwertkurven, ISO-Lichtempfindlichkeiten, Videodatenraten

An jedem Punkt lässt sich die Video-Qualität optimieren oder auch sparen. Je nach Preis der Dashcam, werden bessere oder schlechtere Resultate erzielt. Jedoch ist der Preis allein kein Indiz für die erzeugte Videoqualität.

Natürlich zählt auch die Videoauflösung zu den Einflussfaktoren einer Videoqualität. Ist jedoch erheblich unbedeutender, als die Werbeprospekte einem potentiellen Kunden Glauben machen möchten.

Fazit

Bei der Wahl einer Dashcam sollten nicht die Versprechen des Händlers oder Herstellers eine Rolle spielen. Eine hohe Videoauflösung macht noch lange keine gute Videoqualität. Das Ansehen von Videos „echter Nutzer“ unter anderem bei YouTube oder Vimeo zeigen einen guten Eindruck von der tatsächlichen Videoqualität.

Empfehlung

Folgende Beiträge und Artikel aus dem deutschen Dashcamforum kann ich sehr empfehlen:

>> Dashcam mit guter Kennzeichen-Erkennung

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